Sobald Babys anfangen zu krabbeln und selbst zu essen, sind die kleinen Kinderhände eigentlich permanent mit irgendwas beschmiert. Klar kannst Du jetzt mit viel Wasser dem Ganzen zu Leibe rücken, aber nach der ersten Sandkastensession willst Du dann eventuell doch mal mit Seife den Dreck abwaschen. Aber was eignet sich für die sensible Kinderhaut? Besonders zart und sanft ist Olivenölseife, die sogar bei Neurodermitis angewendet werden kann.
Aber eine reine Olivenölseife reift seeeehr, sehr lange und bildet auch kaum Schaum. Deshalb habe ich einen weiteren Zusatz zugefügt – Sheabutter. Diese enthält viele unverseifbare Stoffe, schäumt sehr cremig und zieht tief in die Haut ein. Auch Nicht-Kinder werden diese Seife lieben!
Und da die Seife nach dem Heat Transfer Cold Process hergestellt werden kann, ist das eine perfekte Anfängerseife. Wenige Zutaten, einfache Herstellung. Also aufi – hier kommt die Kinderseife Little Olivia!
Folgendes benötigst Du zum Herstellen der Kinderseife
Meine Zutatenliste ergibt 407g Seife. Wenn Du mehr oder weniger Seife herstellen möchtest, so kannst Du dir die Zutaten einfach umrechnen. Für eine höhere oder geringere Überfettung, kannst Du einen Seifenrechner wie z.B. diesen Seifenrechner von Katrin verwenden.
- 325g natives Olivenöl extra*
- 82g Sheabutter raffiniert*
- 94g destilliertes Wasser*
- 46,8g Natriumhydroxid* (entspricht 15% Überfettung)
- Pürierstab mit Edelstahlmesser*
- Waage mit mind. 1 Nachkommastelle*
- Thermometer*
- Schaumbesen
- mind. 4 Edelstahlschüsseln zum Abwiegen der Einzelzutaten
- 1 Edelstahltopf
- kindgerechte Seifenformen, z.B. Hello Kitty*, Teddy, Eule, Nashorn, Affe, Löwe
Update 10.09.2019: Ich habe jetzt einige Male meine Seifenrohstoffe bei Dragonspice* bestellt und empfehle den Shop und die Zutaten, zum größten Teil in Bioqualität, als Alternative zu Amazon*.
Und so stellst Du die Kinderseife her
Schritt 1 – Sicherheitsvorkehrungen treffen
Seife wird mit Natriumhydroxid hergestellt und das ist nicht ganz ungefährlich. Mit meinen Sicherheitsmaßnahmen ist das aber alles halb so wild. Bitte achte auf deine Gesundheit und ziehe Dir lange Kleidung, Sicherheitshandschuhe*, Mundschutz* und eine Sicherheitsbrille an.
Wenn Du die Gelegenheit hast draußen zu arbeiten, dann tue das. Falls nicht, so räume bitte sämtliche Gegenstände, die später mit Lebensmitteln in Berührung kommen, weg und arbeite bei geöffnetem Fenster. Deine Arbeitsplatte deckst Du am besten mit Zeitungspapier ab. Sämtliches Equipment, was du zum Seifen sieden verwendest, darfst Du später nicht mehr zum Lebensmittel verarbeiten nutzen.
Das war’s schon. Nicht viel, aber sehr wichtig!
Schritt 2 – wiegen und abmessen
Beim Seife sieden muss es immer recht zügig gehen. Deshalb empfehle ich Dir zu Beginn alle Zutaten auf’s Gramm genau abzuwiegen. Dazu benötigst Du eine Waage, die besonders schnell reagiert und mindestens eine, besser aber zwei Nachkommastellen hat. Ich nutze diese* und bin sehr zufrieden damit, weil sie alles hat was man zum Seife sieden braucht, zu einem unschlagbar günstigen Preis. Die Zutaten kommen jeweils in eine separate Schüssel, die nicht aus Aluminium sein darf. Das mag das Natriumhydroxid nämlich nicht so gerne …
Schritt 3 – Sheabutter klein schnippeln
Little Olivia wird mit dem Heat Transfer Cold Process hergestellt. Dadurch wird die Temperatur durch das Mischen der heißen Lauge und kalten Fetten sehr schnell sinken. Deshalb musst Du die die Sheabutter zuvor in möglichst kleine Stücke schneiden. Sonst wird’s später nix mit dem Schmelzen und es drohen sogenannte stearic spots (kleine weiße Einschlüsse in der Seife).
Schritt 4 – Lauge herstellen
Jetzt kommt der Teil mit dem Anrühren der Lauge. Spätestens jetzt setzt Du bitte deine Schutzbrille auf, ziehst den Mundschutz und die Handschuhe an. Für die Lauge gibst Du relativ schnell das Natriumhydroxid in das abgewogene destillierte Wasser (nicht umgekehrt!) und rührst mit einem Schaumbesen solange, bis die Flüssigkeit klar ist.
Schritt 5 – Seifenleim anrühren
Die eben angerührte Lauge gießt Du sofort durch ein Haarsieb in die klein geschnittene Sheabutter. Das Gemisch rührst Du so lange mit dem Schneebesen, bis sich alles vollständig aufgelöst hat.
Das geht ganz gut, denn die Lauge hat deutlich über 60°C, also aufpassen! Sobald sich die Sheabutter vollständig in der Lauge aufgelöst hast, gibst Du Olivenöl hinzu und rührst das Ganze mit dem Pürierstab, bis der Seifenleim andickt. Die Konsistenz ändert sich dann in Richtung Vanillepudding oder Joghurt. Im nächsten Bild siehst Du meinen Seifenleim während des Rührens. Allerdings ist der noch nicht ausreichend angedickt.
Wichtig: Achte darauf, dass dein Pürierstab und dein Topf tatsächlich aus Edelstahl sind. Die Lauge greift sonst das Material an und Du hast leider die längste Zeit Spaß mit deinem Equipment gehabt.
Schritt 6 – Seifenleim in die Formen gießen
Sobald der Seifenleim angedickt ist, gießt Du ihn möglichst zügig in die bereitgestellten Seifengießformen. Achte darauf möglichst wenig Lufteinschlüsse zu bekommen.
Sobald der Leim in der Form ist, so „dotze“ sie ein paar mal auf dem Tisch auf, damit Luftblasen nach oben aufsteigen können. Sobald Du die Kinderseifenformen gefüllt sind, deckst Du sie mit Frischhaltefolie und ein paar alten Handtüchern ab. Wenn Du häufiger Seife siedest, lohnt es sich, um Müll zu vermeiden, wiederverwendbares Backpapier* zu nutzen. Dieses darfst Du aber nicht mehr zum Backen verwenden, sondern nur noch zum Seife sieden. Die Seifen stellst Du einen ganzen Tag beiseite und versuche nicht zu häufig reinzulunzen. Sonst droht unter Umständen Sodaasche, was als kleine weiße Punkte auf der Seife sichtbar ist.
Schritt 7 – die Seifen ausformen
Nach ca. 24 Stunden kannst Du die Seifen ausformen, sofern sie nicht mehr warm oder weich sind. Sind sie noch warm oder weich, belasse sie lieber noch ein paar weitere Stunden unter der Frischhaltefolie und den Handtüchern. Sollten sich die Seifen nicht gut aus der Form rausdrücken lassen, so kannst Du sie eine Weile ins Tiefkühlfach stellen. Hart und klar lassen sich die Seifen sehr leicht entformen. Und schon kannst Du Deine kleine Seifenzoologie kurzzeitig bestaunen ….
Schritt 8 – die Geduldsprobe
Du fragst Dich jetzt, warum Du die pussierlichen Tierchen nur kurzzeitig bestaunen kannst? Die Kinderseife muss leider noch reifen und das mindestens 6 Monate, bevor Du bzw. dein Kleines die Seife das erste Mal verwenden sollte. Der Grund ist recht einfach: Die Verseifung ist gestartet, aber noch lange nicht abgeschlossen. Zum Reifen brauchen die Seifen eine dunkle, luftige Umgebung. Am besten legst Du sie auf ungefärbtes Papier in stapelbare Obstkisten*, Zettel mit dem Siededatum dazu und dann ab in die Abstellkammer damit.
Schritt 9 – Händewaschen und freuen
Nachdem Du die Seifen für 6 Monate quasi vergessen hast, kannst Du sie jetzt zum Händewaschen verwenden. Die Seifen riechen nach nichts – außer nach Seife – und reinigen zarte Kinderhaut besonders sanft. Und da sie so drollig aussehen, macht Kindern das Händewaschen damit auch etwas mehr Spaß.
Tipp: Du kannst die Little Olivia Kinderseife nicht nur zum Händewaschen, sondern auch zum Baden oder Duschen verwenden. Allerdings solltest Du für eine Duschseife die Überfettung erhöhen. Dann brauchst Du die Haut nach dem Duschen auch nicht mehr eincremen.
Und falls Du jetzt Lust bekommen hast, eigene Seifen zu kreieren, dann schau doch mal hier. Da gibt es viele weitere Seifenanleitungen.